Zyklusmonitoring und Hormonuntersuchung bei Kinderwunsch.
Ein Hinweis auf eine hormonelle Störung kann ein unregelmäßiger Zyklus sein. Um eine genaue Diagnose stellen zu können, bietet sich ein Zyklusmonitoring und eine Hormonuntersuchung an. Durch das Monitoring kann abgeschätzt werden, wann für Paare der beste Zeitpunkt zum Geschlechtsverkehr ist, um eine erfolgreiche Befruchtung der Eizelle durch die Samenzellen zu erzielen.
Zyklusmonitoring – der Ablauf.
Mit regelmäßigen Untersuchungen innerhalb eines Zyklus mittels Ultraschalls und entsprechenden Laboranalysen des Hormonspiegels lässt sich feststellen, ob, wie vorgesehen, ein Eibläschen heranwächst, oder ob bei der Eizellreifung eine Störung vorliegt.
Auch im Rahmen einer Insemination wird das Follikelwachstum überwacht.
Erste Untersuchung: zwischen dem dritten und fünften Zyklustag.
Die erste Untersuchung wird zwischen dem zweiten und fünften Zyklustag durchgeführt. Der Hormonspiegel wird kontrolliert, vor allem jene Hormone, die für die Eizellreifung zuständig sind oder diese stören können. Dazu gehören unter anderem das follikelstimulierende Hormon (FSH), das luteinisierende Hormon (LH), die Schilddrüsenhormone, Prolaktin und die männlichen Hormone (Androgene). Außerdem kann die Eizellreserve durch Messung des Anti-Müller-Hormons (AMH) geschätzt werden. Per Ultraschalluntersuchung werden die Eierstöcke und die Gebärmutter überprüft.
Zweite Untersuchung: zwischen dem zehnten und zwölften Zyklustag.
Die zweite Untersuchung wird meistens zwischen dem zehnten und zwölften Zyklustag, also kurz vor dem erwarteten Eisprung, durchgeführt. Bei einer Ultraschalluntersuchung ist erkennbar, ob inzwischen ein Eibläschen herangereift ist, wie hoch sich die Gebärmutterschleimhaut aufgebaut hat und ob sich der Muttermund bereits geöffnet hat, damit Spermien den Gebärmutterhals gut passieren können.
Dritte Untersuchung: etwa eine Woche nach dem erfolgten Eisprung.
Bei der dritten optionalen Untersuchung, etwa eine Woche nach dem erfolgten Eisprung, wird noch einmal der Hormonspiegel – insbesondere der Progesteronspiegel (Gelbkörperhormon) untersucht. Progesteron spielt unter anderem eine wichtige Rolle bei der Einnistung eines Embryos in die Gebärmutterschleimhaut.
Weist der Zyklus Unregelmäßigkeiten auf, werden weitere Untersuchungen angesetzt, meist im Abstand weniger Tage. Die Zyklusuntersuchung kann bei Bedarf auch mehrere Zyklen umfassen.
Hormonuntersuchung bei Kinderwunsch.
Prolaktin.
Zu den Hormonen, deren Untersuchung im Rahmen einer Kinderwunschbehandlung sinnvoll ist, steht an erster Stelle das Prolaktin.
Eine Hyperprolaktinämie (ein erhöhter Prolaktinspiegel) führt zu einer Störung der Abgabe des Hormons GnRH, das die Produktion von FSH und LH und über diese die Produktion von Östrogen und Prolaktin induziert, was letzten Endes zur Anovulation (Ausbleiben des Eisprungs) und Sterilität führt. Der Normbereich des Prolaktins liegt dabei zwischen 5 und 25 ng/ml. Dabei müssen jedoch einige Punkte beachtet werden. Da der Prolaktinspiegel über den Tagesverlauf schwankt und nachmittags und in den frühen Abendstunden ansteigt, ist es sinnvoll, die Blutabnahme zur Prolaktinbestimmung auf den Vormittag zwischen 7 und 10 Uhr zu legen, um standardisierte Werte zu bekommen.
Auch die Zyklusphase muss für die Auswertung berücksichtigt werden, da in der Lutealphase (letzte Phase des Menstruationszyklus) generell mit einem erhöhten Prolaktinwert zu rechnen ist. Auch bestimmte Medikamente, wie Psychopharmaka, können die Produktion des Prolaktins beeinflussen.
Mögliche Auslöser erhöhter Prolaktinwerte.
Ein leicht erhöhter Prolaktinwert (z. B. zwischen 30 und 50 ng/ml) kann Ausdruck einer Schilddrüsenunterfunktion sein. Denn bei der Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion) wird vermehrt reaktiv TRH ausgeschüttet: Ein Prolaktin stimulierendes hypothalamisches Hormon, das außerdem die TSH-Produktion (Wert zur Schilddrüsenfunktion) der Hypophyse (Hirnanhangsdrüse) anregt. Ein erhöhter Prolaktinwert entsteht auch oft in Zusammenhang mit Beruhigungs- und Schlafmitteln.
Therapie.
Bei Hyperprolaktinämie kann ein Präparat eingesetzt werden, das die Prolaktinproduktion reduziert.
Bei Einnahme von Schlafmitteln oder einer Schilddrüsenunterfunktion sollen jedoch keine Prolaktin senkende Mittel verabreicht werden, sondern die Medikamente abgesetzt oder die Schilddrüsenunterfunktion therapiert werden.
Schilddrüse.
Sowohl eine Hyper- (Überfunktion der Schilddrüse) als auch eine Hypothyreose (Unterfunktion der Schilddrüse) haben Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit der Frau. Eine Hypothyreose kann nicht nur zu Symptomen wie Haarausfall, Müdigkeit und trockener Haut führen, sondern auch zu einem Ausbleiben des Eisprungs und zu Amenorrhoe (Ausbleiben der Monatsblutung). Vor allem bei wiederholten Aborten muss an eine subklinische Hypothyreose gedacht werden.
Therapie.
Eine Therapie besteht in der Korrektur der Schilddrüsenfunktion.
Gonadotropinbestimmung (FSH, LH).
Die FSH-Bestimmung wird durchgeführt , wenn ein Climacterium praecox (vorzeitige Menopause) ausgeschlossen werden soll. Bei amenorrhöischen Frauen (Frauen mit ausbleibender Monatsblutung), die über Hitzewallungen und über eine völlig veränderte Befindlichkeit klagen, sollte auch aus anderen Gründen als der Fruchtbarkeit ein Climacterium praecox bedacht werden. Denn eine Amenorrhoe (Ausbleiben der Periode) in jungen Jahren kann zu einem verstärkten Abbau der Knochen führen.
Die Ursachen des Climacterium praecox sind derzeit noch nicht geklärt. Manches spricht allerdings dafür, dass es sich – ähnlich wie bei der Thyreoiditis Hashimoto – um eine Autoimmunerkrankung handelt.
Therapie.
Therapie des Climacterium praecox besteht in einer Gabe von Östrogenen und Gestagenen, um den Hormonmangel auszugleichen.
Polyzystisches Ovar (PCO-Syndrom).
Ein erhöhter LH/FSH-Wert kann auf ein polyzystisches Ovar (PCO-Syndrom) hindeuten.
Das PCO-Syndrom zeichnet sich durch viele kleine Eibläschen im Eierstock aus, die die Fähigkeit verloren haben, zu einem reifen Follikel heranzuwachsen. Sie bleiben deswegen in einem Vorstadium stehen und verleihen dem Eierstock bei der Ultraschalluntersuchung das Aussehen eines »Schweizer Käses« mit sehr vielen Löchern, die den unreifen Eibläschen entsprechen. Meist ist dieses Problem mit einem gestörten Eisprung verbunden und ist damit oft Ursache für Kinderlosigkeit.
Die Entstehung des PCO-Syndroms ist nicht geklärt. Wahrscheinlich handelt es sich um eine Störung der Eierstockstimulation. Begünstigend wirkt Übergewicht, das zu einer verstärkten Konzentration männlicher Hormone führt.
Mit dem PCO-Syndrom geht auch eine Störung des Stoffwechsels einher, was in späteren Jahren zu Problemen des Herz-Kreislaufsystems und des Zuckerstoffwechsels (Diabetes) führen kann. Auch deswegen – und nicht nur wegen des Kinderwunsches – sollte eine PCO-Patientin genau untersucht und auch mit einer zielführenden Therapie begleitet werden.
Therapie.
Bei Übergewicht besteht die wichtigste Therapie des PCO-Syndroms in der Gewichtsreduktion, die durch das Absinken der männlichen Hormone zu einer Normalisierung des Zyklus führt. Zudem wird dadurch das Risiko, an einem Diabetes zu erkranken, deutlich reduziert.
Besteht kein Kinderwunsch, ist die Standard-Therapie die Gabe einer Pille, um die Produktion der männlichen Hormone zu reduzieren. Bei Kinderwunsch kann durch eine Gabe von FSH und/oder LH eine Eizellreifung erzielt werden.
Eine weitere Therapieform ist die Stichelung der Eierstöcke, was eine Reduktion der Follikelbläschen bewirkt und den Zyklus normalisieren kann.
Androgene.
Eine übermäßige Produktion von Androgenen (Sexualhormone zur Bildung männlicher Merkmale wie Bartwuchs) kann eine Unfruchtbarkeit zur Folge haben. Zu diesen Androgenen gehören Testosteron und Androstendion, die vorwiegend im Eierstock gebildet werden. Das DHEAS und das 17-Hydroxyprogesteron hingegen werden in der Nebenniere produziert.
Therapie.
Eine Hyperandrogenämie ist bei Patientinnen mit Kinderwunsch nur behandlungsbedürftig, wenn gleichzeitig eine Anovulation (Ausbleiben des Eisprungs) oder eine Amenorrhoe (Ausbleiben der Monatsblutung) vorliegt. Die Therapie ist ähnlich wie beim PCO-Syndrom: durch Gabe von FSH und/oder LH kann eine Follikelreifung und ein Eisprung induziert werden. Liegt der Verdacht einer adrenalen (die Nebennieren betreffend) Hyperandrogenämie vor, so kann mit dem Eeinsatz von Prednisolon eine Erhöhung der Schwangerschaftsrate erreicht werden.
Die Therapie der Hyperandrogenämie bei Patientinnen ohne Kinderwunsch besteht in der Anwendung von Antiandrogenen wie z.B. des Cyproteronacetats in unterschiedlichen Dosierungen. Durch eine Veränderung des Androgenrezeptors kann in vielen Fällen eine Verbesserung der Beschwerden erzielt werden.
Eine ausführliche Beratung erhalten Sie in Ihrer Sterignost Kinderwunschklinik.